Deutscher Holzbaupreis 2023 verliehen

Bundesbauministerin Klara Geywitz gratulierte den PreisträgerInnen / 149 Projekte eingereicht


Mit dem renommierten Deutschen Holzbaupreis wurden in diesem Jahr drei Holzbauprojekte ausgezeichnet: die Aufstockung und Erweiterung der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins (DAV) in München, der Neubau des Rathauses in Hainburg und der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses Buggi 52 in Freiburg im Breisgau. Geehrt wurden gleichermaßen Bauherren, Architekten, Tragwerksplaner und Holzbaubetriebe als Urheber der ausgezeichneten Beiträge.

Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen verlieh Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister am 16. Mai 2023 den Deutschen Holzbaupreis 2023. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Weltleitmesse für die internationale holzbe- und -verarbeitende Industrie, LIGNA, in Hannover statt.

Bundesbauministerin Klara Geywitz betonte in ihrem Grußwort zur Preisverleihung: „Der Holzbau ist in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Optionen beim Bauen für Architekten geworden. Er vereint viele Vorzüge in sich: Er ist überwiegend optisch sehr ansprechend, klimaschonend und oft in der Bauzeit schneller umsetzbar, was Kosten spart. Zudem ist er häufig das einzige gangbare Material, wenn es um Aufstockung bei Bestandsgebäuden geht. Damit ist Holz eine der Ressourcen, um Nachverdichtung bei knappem Wohnraum zu ermöglichen, Fläche zu sparen und damit die Umwelt zu schützen. Wir sollten daher dazu beitragen, dass die Bedeutung des Holzbaus noch stärker erkannt wird und ihn aktiv fördern. Der Deutsche Holzbaupreis ist eine Anerkennung für diejenigen, die dazu schon beitragen."

„Das Bewusstsein für effizientes und umweltschonendes Wohnen nimmt stetig zu“, machte Karl Hoffmeister, Vorstandsmitglied Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes deutlich. „Dabei beweist der Baustoff Holz seine Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit, ob bei Großprojekten oder im Ein- und Zweifamilienhaus. Der Deutsche Holzbaupreis 2023 zeigt eine ausdrucksstarke Auswahl dieser Vielfalt.“

Fachjury bewertete 149 Projekteinreichungen

Die 16-köpfige Fachjury des diesjährigen Deutschen Holzbaupreises unter Leitung von Univ. Prof. Dr. Annette Hafner hatte 149 Projekteinreichungen zu sichten und zu bewerten. Darunter befanden sich anspruchsvolle und innovative Neubauten, gelungene Gebäudesanierungen- und aufstockungen sowie neue Entwicklungen auf dem Produktsektor. Die Einreichungen zeigen, dass neben Kindergärten auch immer mehr Schulgebäude in Holzbauweise errichtet werden. Gerade bei Schulen ist oft eine schnelle Bauabwicklung durch elementiertes Bauen gefragt. In den Städten etabliert sich der mehrgeschossige Holzbau mit bis zu sieben Geschossen. Dabei handelt es sich meist um Wohn- und Bürogebäude. Eingereicht wurden auch Projekte, bei denen die nachhaltige Nutzung vorhandener Bausubstanz durch Aufstockung oder Erweiterung in Holzbauweise umgesetzt wurde. Aufgrund der oft fehlenden statischen Reserven im Bestand kann der Holzbau seine Stärken durch enorme Gewichtseinsparungen ausspielen. Die Jury zeichnete nach eintägiger Sitzung drei Projekte mit dem Deutschen Holzbaupreis aus und sprach zehn weiteren Bauwerken Anerkennungen zu.

Zwanzig Jahre Deutscher Holzbaupreis

Der Deutsche Holzbaupreis wird seit 2003 alle zwei Jahre von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmerermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes in Zusammenarbeit mit Organisationen der Holzwirtschaft ausgelobt. In diesem Jahr wurde er bereits zum 11. Mal verliehen.

Die Tradition des renommierten Wettbewerbs reicht jedoch zurück bis in das Jahr 1965. Damals lobte der Bund Deutscher Zimmermeister – heute Holzbau Deutschland – in Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Architekten erstmals den Architektenwettbewerb „zur Förderung des Gedankens der Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen“ aus. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und gingen schon damals in Form einer Wanderausstellung auf Deutschlandtournee.

Vorrangiges Ziel des Deutschen Holzbaupreises ist es, die Verwendung und Weiterentwicklung des ressourcenschonenden, umweltfreundlichen und nachhaltigen Baustoffes zu fördern.

Holzwirtschaft fördert den Deutschen Holzbaupreis

Der Branchenpreis der deutschen Holz- und Forstwirtschaft wurde 2023 von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, der BauNetz / Heinze GmbH (Berlin), dem BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. (Berlin), der Deutschen Messe AG (Hannover), dem Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (Berlin), dem Deutschen Holzfertigbau-Verband e.V. (Ostfildern), dem Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V. (Berlin), den Holzbau Deutschland Leistungspartnern (Berlin), dem Informationsverein Holz e.V. (Düsseldorf), der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. (Wuppertal) und dem Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (Berlin) ausgelobt.

Die drei Preisträger

Wohn- und Geschäftshaus Buggi 52 in Freiburg im Breisgau (Neubau)

© Jochen Weissenrieder

Im Freiburger Stadtteil Weingarten ist es gelungen, eine städtebaulich sensible Situation zu verbessern, indem stark verdichtet kostengünstiger Wohnraum, ein Kindergarten und im Sockelgeschoss ein Supermarkt geschaffen wurden. Die eigentliche Innovation bilden die komplett in Holzbauweise errichteten Obergeschosse eins bis sieben, inklusive der Treppenhäuser und des Aufzugschachts. Für die Gebäudeklasse 5 ist das bisher einmalig. Hier entstanden überwiegend barrierefreie und sozialhilfefähige Wohnungen unterschiedlicher Größe.

Neben den vielen neuartigen Details dieses Gebäudes – insbesondere für den Brandschutz – ist der Einsatz der wirtschaftlichen Holztafelbauweise bemerkenswert, durch die sich eine Materialeinsparung von 44 Prozent gegenüber der Holzmassivbauweise erzielen ließ, die lediglich für die Erschließungskerne zum Einsatz kam. Einmalig ist auch der Einsatz einer brennbaren, aber schwerentflammbaren Weichfaserplattendämmung bei den Außenwänden. Schon selbstverständlich war die kurze Bauzeit dank des hohen Vorfertigungsgrads auf einem relativ engen Bauplatz. ‚Buggi‘ ist deutschlandweit der erste FSC-zertifizierte Holzbau, da das verbaute Holz aus heimischer und nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.

Foto: © Jochen Weissenrieder

Rathaus in Hainburg (Neubau)

Im Stil der klassischen Moderne erhielt die hessische Stadt Hainburg ein neues Rathausgebäude, dass in der Formensprache eher an einen repräsentativen Pavillon erinnert, als an eine klassische Verwaltung. Eine großzügig über die Gebäudeecke geführte Rücknahme des Erdgeschosses leitet die Besucher klar, barrierefrei und wettergeschützt in das Rathaus. Dahinter schließt ein gebäudehoher offener Lichthof an, der den Bau nicht nur im Kern mit Frischluft und Tageslicht versorgt, sondern auch ein attraktives Atrium bildet. Der Außenraum vor den Versammlungsräumen wird so gleichzeitig auch zum Innenraum.
Durch einen weiteren Innenhof scheint das Gebäude allseits von natürlichem Licht durchflutet zu sein. Alle am Bau Beteiligten schufen hier einen Baukörper von großer Leichtigkeit mit herausragender Aufenthaltsqualität. In diesem Sinne ist der Holzbau nicht nur Bestandteil der Konstruktion, sondern auch gestaltendes Element im Innenraum. Die vertikal strukturierte Fassade erhielt eine Verkleidung aus bronzierten Blechen. Das darauf fallende Tageslicht macht das neue Rathaus endgültig zu einem Holzbau-Schmuckstück von hoher architektonischer Qualität und Preiswürdigkeit.

Foto: © Norbert Miguletz

Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München (Bauen im Bestand)

Ein Bürogebäude der 1970er Jahre, inmitten moderner Hochglanzarchitektur der 'Parkstadt Schwabing', wird für den Deutschen Alpenverein zu einem neuen, wegweisenden Standort. Planer und Auftraggeber setzten statt Abriss auf die Nutzung der grauen Energie des alten Betonbaukörpers. Dieser wurde entkernt und um zwei zusätzliche Geschosse, einen Konferenzsaal im Erdgeschoss und ein über alle Geschosse offenes Atrium mit Treppenhaus ergänzt.

Schon allein die Aufstockung des Gebäudes war nur möglich durch das relativ geringe Gewicht der Holzbauweise. Eine Pfosten-Riegel-Fassade bildet die komplett neue Gebäudehülle. Sie übernimmt nun die Verschattung und vor allem die Lüftung des Gebäudes, und das ohne jeglichen Einsatz von mechanischen Elementen. Zusätzlich ermöglicht ein außen vorgestelltes Holzgerüst die Begrünung des Gebäudes.

Den Planern ist es gelungen, ein hochmodernes Bürogebäude mit einer intelligenten, nachhaltigen Low-Tech-Lösung für die Lüftung zu schaffen. Gebäude dieser Art aus den 1960er bis 1980er Jahren sind in unseren Städten zahlreich anzutreffen und verlangen dringend nach energetischer und funktioneller Ertüchtigung. Die Jury sieht in dem Projekt ein sehr gelungenes Beispiel mit hohem Potenzial für den Einsatz des Holzbaus.

Foto: © Sebastian Schels

Über die LIGNA

Die Weltleitmesse LIGNA ist der weltweit wichtigste Branchentreffpunkt der Holz be- und -verarbeitenden Industrie. Sie findet vom 15. bis 19. Mai 2023 in Hannover statt. Im Fokus der LIGNA 2023 stehen die Themen Transformation der Holzbearbeitung, Vorfertigungsprozesse im Holzbau sowie Prozesstechnologien der Bioökonomie. Diese Themen bestimmen neben Recruiting, Circular Economy und Sustainability die inhaltliche Gestaltung der Live-Veranstaltung LIGNA.Stage, die auch zum Streaming auf der Website zur Verfügung stehen wird. Zu den Fokusthemen können Interessierte Besucher außerdem einen komprimierten Überblick über Guided Tours erhalten. Auch Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten sind traditionell auf der LIGNA vertreten und stellen auf dem LIGNA.Campus ihre Bildungsangebote vor.

Im Interview: Die Juryvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner

Im Youtube-Video der Ligna spricht die Juryvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner, Ruhr Universität Bochum, über die Vielfalt der eingereichten Bewerberprojekte für den Deutschen Holzbaupreis 2023 und die Zukunft des Holzbaus: youtu.be/NDUqt2iYfwc

Die Jury des Deutschen Holzbaupreises 2023

  • Zimmermeister Peter Aicher – Holzbau Deutschland, Berlin
  • Univ.-Prof. Dr.-Ing. Philipp Dietsch – Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine Holzbau und Baukonstruktion
  • Dipl.-Ing. Arch. Sabine Djahanschah – Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück
  • Prof. Dr.-Ing. Annette Hafner – Ressourceneffizientes Bauen, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
  • Elke Hein – Deutsche Messe AG, Hannover
  • Referatsleiter André Hempel – Referat BI4 Kreislauf- und klimagerechtes Bauen, Technik im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen BMWSB
  • Dipl.-Ing. Yvonne Kavermann, Heinze GmbH, NL Berlin – BauNetz
  • Prof. Dennis Müller – von M GmbH, Stuttgart
  • Dipl.-Ing. Benedikt Reger – Deutscher Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V., Berlin
  • Dipl.-Ing. Arch. Christoph Schild – BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. Berlin
  • Tillmann Schütt – Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal
  • Dipl.-Ing. Arnim Seidel – Informationsdienst Holz, Düsseldorf
  • Dipl.-Betriebswirt (FH) Philipp Zumsteg – Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V. , Berlin
  • Dipl.-Ing. Architekt Joachim Seinecke – Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V., Ostfildern
  • Prof. Dr.-Ing. Bohumil Kasal – Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI)
  • Michael Berger – Holzbau Deutschland Leistungspartner, Berlin

Vorprüfer

  • Dipl.-Ing. (FH) Sonja Fagundes – Hochschule Biberach
  • Dipl.-Ing. (FH) Johannes Sessing – Hochschule Biberach

Auskünfte

Auskünfte zu inhaltlichen und organisatorischen Fragen erteilen Ihnen:

Per E-Mail
info@deutscher-holzbaupreis.de

Telefonisch
Rolando Laube: 030.203 14 -534
Sibylle Zeuch: 030.203 14 -533

Wanderausstellung HOLZ.BAU.ARCHITEKUR

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Der Katalog 2023 als Download

Schirmherrschaft

Der Deutsche Holzbaupreis 2023 steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

Auslober

in Zusammenarbeit mit

Holzbau Deutschland Leistungspartner

Deutsche Messe AG, Hannover

Deutscher Holzfertigbau-Verband, Ostfildern

Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal

Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie

Gesamtverband Deutscher Holzhandel, Berlin

Informationsverein Holz, Berlin

Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V.

Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure BDB, Berlin

Berlin BauNetz Media GmbH, Berlin