Studierendenwohnheim ‚Collegium Academicum‘ in Heidelberg

Der Beitrag greift viele aktuelle Themenstellungen auf, alle überzeugend durchdekliniert vom partizipativen Planungsprozess über den Entwurf bis ins konstruktive Detail. Suffiziente und flexible Wohnformen wurden im studentischen Kontext entwickelt, umgesetzt und erprobt. Die Verbindung von Flächensparen, hoher Lebensqualität und langlebiger Funktionalität ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch relevant und wurde mit gestalterischer Qualität verwirklicht.

Der gewählte konstruktive Ansatz weist als Bausystem ein innovatives Potenzial auf, über die Holzverbindungsmittel eine gute Rückbaubarkeit und Kreislauffähigkeit zu gewährleisten. Für alle Verbindungsdetails wurden sortenreine, form- und kraftschlüssige Verbindungen auf Basis traditioneller Zimmereitechniken entwickelt und die Fügungselemente in die Bauteilgeometrie integriert. Die handwerklichen Arbeitsschritte auf der Baustelle beschränkte man dabei auf ein Minimum, da keine zusätzlichen Verbindungsmittel eingebracht werden müssen.

Der Ansatz, Gebäude während ihres langen Lebens zyklus – auch im bewohnten Zustand – an geänderte Nutzungen anzupassen, demonstriert eine besondere Stärke des Holzbaus. Neue Verarbeitungstechniken ermöglichen eine wirtschaftliche Renaissance alter Zimmermannstechniken, die ganz ohne metallische Verbindungsmittel auskommen. Dies für den mehrgeschossigen Holzbau zu entwickeln und umzusetzen, erscheint der Jury preiswürdig.

Mikroapartementhaus ‚Cube 68‘ in Dinkelsbühl

Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Interaktion weist das herausragende Projekt ‚Cube 68‘ den Weg für eine neue Form gemeinschaftlichen Wohnens. Gestaltgebendes Element für dieses Konzept sind Holzmodule, deren gleichartiges Volumen sich in der Summe als erstaunlich variantenreich und anpassungsfähig erweisen. Ihr Vorfertigungsgrad ist sehr hoch, so waren sie bereits bei der Ankunft auf der Baustelle bis zur Leuchte am integrierten Schreibtisch eingerichtet. Wand- und Deckenelemente in den Wohnungen sind ohne Bekleidung in Holz-Sichtqualität. Dies ist im Geschosswohnungsbau bei Gebäudeklasse 4 eine nennenswerte Besonderheit.

Die Module sind überwiegend mit Schraubverbindungen errichtet, um eine zügige Montage des Gebäudes, die Demontage oder den Rückbau und die Wiederverwendung zu erlauben. Das zeigt eine starke Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, ermöglicht einen flexiblen Lebenszyklus des Gebäudes und fördert das Recycling von Materialien. Durch die Koppelung von Modulen und Zuordnung von Terrassen entstanden 57 Wohneinheiten und vier Wohnungstypen von 43 bis 113 Quadratmetern, die in vier Etagen aufeinandergestapelt wurden. Allen Wohneinheiten stehen mindestens zwei Außenbereiche zur Verfügung – der auf Kommunikation angelegte Laubengang zur Erschließung sowie eine private Loggia. Das Konzept ist wiederholbar: Die Gestaltungsqualität des Gesamtbauwerks lebt von der Staffelung der Raumzellen und sichert damit die Anpassungsfähigkeit für andere städtebauliche Gegebenheiten.

Die Jury hob dieses Projekt als äußerst gelungenes Beispiel für nachhaltiges, modernes und sozialverträgliches Bauen und Wohnen hervor, das die Möglichkeiten der Holzmodul-Bauweise richtungsweisend nutzt.

Gemeindesaal in Legau

Es liegt schon eine gewisse Zeit zurück, als in Deutschland wohl fast jede Gemeinde über ein Gasthaus mit Festsaal verfügte. Oftmals blieben diese für das Gemeinde- oder Dorfleben enorm wichtigen Einrichtungen gleichsam in der Zeit stehen und fanden so nicht mehr genügend Zuspruch. Auch der alte Gasthof zum Löwen in Legau erlitt dieses Schicksal. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten gab man sich in Legau jedoch nicht damit zufrieden und schuf an gleicher Stelle einen zeitgemäßen Ersatz.

Behutsam wurden hierfür zwei wohlproportionierte Baukörper in die Ortsmitte eingefügt, in denen sich neben dem Gemeindesaal auch eine Gastwirtschaft befindet. Versetzt angeordnet bilden beide Gebäude ein Ensemble, das gleichzeitig den Außenraum durch einen Platz und Biergarten belebt. Beide Baukörper wurden als Effizienzhaus 55 im Holzbau erstellt, der nicht nur die Konstruktion, sondern auch den Innenausbau und die Fassadengestaltung bestimmt. Während die außenliegende Bekleidung durch vertikale Fichtenlatten geprägt ist, wurde für die Innenbekleidungen Tannenholz verwendet. Das Holz stammt aus der Region. Eine Besonderheit stellt die als Faltwerk konstruierte Dachkonstruktion aus gedämmten Holzkastenelementen dar. 

Der Gemeindesaal Legau schafft mit seiner feinfühlig und gut gestalteten Architektur einen Begegnungsort von hoher ästhetischer Qualität. Die städtebauliche Setzung und materielle Gestalt prägen eine lebendige neue Ortsmitte. Insgesamt ein herausragendes Beispiel für ein durchgängig nachhaltig gestaltetes Holzbauensemble.

Kultur- und Sporthalle in Alfter

Mit dem signifikanten Bauwerk hat die Gemeinde Alfter im Rahmen der Neugestaltung des Ortskerns einen neuen kommunalen Treffpunkt erhalten. Das Gebäude wird über drei Etagen genutzt: die Event- und Sportfläche unterirdisch, die Foyerebene mit Quartierscafé und Tribünenbereich ebenerdig und über dem Terrain eine schwebende Dachlandschaft mit Sportfeld und Fitnessareal als öffentlich verfügbarer Freiraum. Das funktionsbedingt große Volumen der Halle ist äußerst behutsam in den kleinteiligen Gebäudebestand des Ortes integriert.

Die Fachwerkträger-Konstruktion aus Buchenholz schwebt auskragend auf V-förmigen Holzstützen und wirkt leicht und transparent. Bemerkenswert ist die Wiederentdeckung des Treppenversatzes, also die stufenförmige Verbindung von Holzbauteilen zur wesentlichen Reduzierung der Querschnitte. Hochgedämmte Gebäudehüllen, Wärmepumpentechnik und Kreislauffähigkeit unterstreichen den nachhaltigen Ansatz der Planung. Das Hallenbauwerk in Alfter zeigt herausragend, wie architektonische Qualität und Nachhaltigkeit synergetisch zu realisieren ist. Und nicht zuletzt: Eine Holzkonstruktion auf einer Sporthalle mit einem öffentlich begehbaren Dach dürfte einzigartig in Deutschland sein.

Gradient Density: Verfahren für metallfreie punktgestützte Flachdecken aus Holz

Mit diesem innovativen Forschungsprojekt können sich weitere Möglichkeiten im mehrgeschossigen Holzbau eröffnen. Es wurde ein Verfahren für punktgestützte Brettsperrholzplatten mit Stützen-Decken-Verbindung entwickelt. Durch die Verstärkung der Holzdecke, exakt im Bereich der konzentrierten Lastdurchleitung der hohen Stützenlasten durch die Brettsperrholzdecke, eröffnet sich eine in der Praxis sehr einfach umzusetzende Möglichkeit der Deckenverlegung. Infolge der gezielten Einleimung von Hartholzschichten im Durchleitungsbereich sind keine metallischen Verbindungsmittel mehr erforderlich. Die Decke ist unter- und oberseitig in der Ebene durchgängig. Somit ergeben sich hier einfache Möglichkeiten für die unterzugsfreie Ausbildung der Geschossdecke.

Auch für die Forderungen an Brandwiderstand, Behinderung des Rauchdurchgangs und Verhinderung der oberseitigen Hitzeentwicklung (REI-Eigenschaften) lässt das System Gutes erwarten. Die statischen Schnittgrößen der Decke wie Querkraft, Rollschubverhalten und Biegemomente können offensichtlich auch in dem aus verschiedenen Holzfestigkeiten kombinierten Querschnitt aufgenommen werden. Ebenso wird sich die Montagezeit der Decke verkürzen lassen. Eine schnelle Umsetzung in der Baupraxis wäre sehr erstrebenswert.